Das Magazin „Im Mittelpunkt“ des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. hat sich diesmal dem Schwerpunktthema „Allein sein“ gewidmet. Hier mein Vorwort zu dieser Ausgabe:
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Alleinsein“ ist das Thema dieser Ausgabe unseres Magazins „Im Mittelpunkt“.
Ein schwieriges Thema. Allein sein ist eine ambivalente Angelegenheit: Auf der einen Seite braucht jeder Mensch Zeiten, in der nur an sich denken und nur für sich sein kann, um zu sich und zur Ruhe kommen. Wenn ich allein bin, ordnen sich meine Gedanken, ich kann mich gehen lassen und komme so allmählich bei mir an. Und dann bin ich wieder fit für Gemeinschaft, Austausch und Kommunikation mit anderen. Bereit für die Arbeit mit Menschen.
Problematisch wird die Sache, wenn man unfreiwillig allein ist. Dann fühlen sich Menschen oft einsam und verlassen. So geht es vielen Menschen, die ihren Partner verloren haben. So geht es sehr vielen alten Menschen, die keinen Zugang mehr zu gesellschaftlichem und kulturellem Leben finden. So geht es vielen armen Menschen, für die es finanziell nicht möglich ist abends mit Freunden, was essen oder trinken oder mal ins Kino zu gehen und Einladungen zu solchen Verabredungen immer ablehnen müssen. Viele Menschen, die aus Krieg und Not zu uns geflüchtet sind, leiden unter Einsamkeit, weil sie ihre Familien zurücklassen mussten und nun nicht nachholen dürfen.
Einsamkeit ist bitter. Einsamkeit macht bitter. Aber: Einsamkeit kann überwunden werden. Wir können aktiv die Gesellschaft anderer Menschen suchen. Auch wenn wir kein Geld haben, auch wenn wir in unserer Mobilität eingeschränkt sind, auch wenn wir hier in dieser Stadt kaum jemanden kennen.


In Berlin werden im Jahr 2015 rund 75.000 Geflüchtete angekommen sein; bundesweit geht man von einer Million Menschen aus, die in Deutschland Zuflucht vor Krieg, Gewalt und Terror gesucht haben. In Berlin werden die neu angekommenen Menschen auf derzeit rund 100 Notunterkünfte verteilt, nach Klärung ihres aufenthaltsrechtlichen Status werden sie in der Regel auf sog. Gemeinschaftsunterkünfte verteilt, wobei der Anteil derer, die lange – zum Teil mehrere Monate – in Notunterkünften verbleiben müssem, mangels ausreichender Kapazitäten in Gemeinschaftsunterkünften immer größer wird. Die Unterbringung der Geflüchteten stellt nicht nur die Ämter und Behörden – in Berlin beispielsweise das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Senats- und Bezirksverwaltungen – vor große Herausforderungen, sondern vor allem auch die Träger bzw. Betreiber dieser Einrichtungen.
