Das war eine schöne Woche. Erster Termin der Woche am Montag : die Unterzeichnung der Vereinbarung mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf über die Zusammenarbeit mit unserer Kita „Lankwitzer Maltinis“ im Rahmen des Landesprogramms „Kitas bewegen – für die gute gesunde Kita“; letzter Termin der Woche: die grandiose Charity-Veranstaltung für das Projekt jugendnotmail.de unseres Mitglieds „jungundjetzt e.V.“! (Der Verein ist als juristische Person Mitglied im Stadtteilzentrum Steglitz). Die Veranstaltung war phantastisch organisiert und vorbereitet (DANKE an Toni Mampel und ihr Team) und zahlreiche Gäste genossen die schöne Stimmung und das musikalische Programm („Telte live“) – und spendeten fleissig. Über 2600.- € sind an diesem einen Abend zusammengekommen….. Klasse!
Zwischen diesen beiden Höhepunkten dann Besprechungen, Mitarbeitergespräche, zwei Vorstellungsgespräche für die Stelle der Leitung einer Kita unseres Vereins, Abschluss der Jahreszielplanung mit den Leitungskräften der .garage berlin, eine Besichtigung von neuen Büroräumen für unsere Geschäftsstelle und eine Planungssitzung zur weiteren Arbeit im Modellprojekt „Sozialräumliche Leistungen“.
Und „nebenbei“ fangen wir jetzt an, die Daten, Zahlen und Leistungsdokumentationen für die im ersten Quartal fälligen Verwendungsnachweise und Sachberichte aufzubereiten und zu strukturieren. Ich muss zugeben, dass sich in mir immer ein gewisser Widerstand gegen bestimmte Berichtsformen aufbaut. Ich finde es natürlich richtig und notwendig zu überprüfen, ob die vereinbarten Ziele bzw. Vorgaben erreicht und umgesetzt wurden und ob die von verschiedenen Stellen finanzierte Arbeit die gewünschte Wirkung erzielt hat. (Über die Messung von Wirkungen sozialer Arbeit wurde an DIESER STELLE schon mal geschrieben….) Aber : der Umfang und das Ausmass der diversen Nachweise und Berichte nehmen eine Form an, die teilweise kaum noch beherrschbar ist. Dahinter steckt der offenkundige Wunsch jeden Teilbereich eines Projektes, jeden Aspekt der Arbeit einer Einrichtung und die Vielzahl der Tätigkeiten im Rahmen der verschiedenen Arbeitsfelder sozialer und pädagogischer Arbeit allumfassend zu „evaluieren“: „Interne und externe Evaluation“ in den Kitas; Modellprojekte (wie das oben genannte Projekt „Kitas bewegen“) werden als „Instrumente der internen Evaluation“ angepriesen; umfassende Erhebung bzw. Abfrage von Daten aller Art zur Evaluation der Zielgenauigkeit des Mitteleinsatzes.
Sammelwut ohne Grenzen
Ein paar Beispielabfragen gefällig?: „Detaillierte Angaben zu Anzahl, Art und Größe (qm) der im Berichtszeitraum genutzten Räume“; „Anteil der Besucher/innen mit Migrationshintergrund mit %-Angaben (geschätzt) zur Zuordnung zu den Nationalitäten Englisch, Spanisch, Französisch, Türkisch, Serbe-Kroatisch, Russisch, Vietnamesisch, Arabisch, Kurdisch, Andere … im Berichtszeitraum“; „Ausführliche Darstellung zu Kooperationen und Netzwerkbildung und zum Stand der Qualitätssicherung (ausführliche Darstellung der Vereinbarungen, Maßnahmen und Ergebnisse“; „Wieviele Kinder und Jugendliche besuchen den Normalbetrieb der Einrichtung – Angaben getrennt nach „regelmäßig“ und „nicht-regelmäßig“ und gesondert nach Altersklasse 6-9 Jahre, 10-13 Jahre, 14-17 Jahre, 18-21 Jahre, 22- 26 Jahre und 27 Jahre und älter – dies nochmal jeweils getrennt nach Grundschüler/innen, Sekundarschüler/innen, Gymnasiast/inn/en, Gesamtschüler/innen und Sonderschüler/innen bzw. bei älteren getrennt nach „in Ausbildung“, „in Berufsbildungs- oder Berufsvorbereitungsmaßnahmen“, im „Studium“, „berufstätig“, „arbeits- /ausbildungslos“ (hierbei mit Anzahl der Arbeitslosen ohne Schulabschluss) – und natürlich mit Angaben des jeweiligen Anteils der Besucher mit Migrationshintergrund in der jeweiligen Altersgruppe.“
Das war nur ein kleiner Auszug aus dem Berichtsraster einer Verwaltung für eines unserer Projekte. Wir haben zahlreiche Projekte und Einrichtungen und arbeiten mit zahlreichen Verwaltungen und Mittelgebern zusammen – und jeder dieser Partner hat seine eigenen Schwerpunkte und Vorlieben , wenn es um das Sammeln von Daten geht……
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin sehr dafür, dass wir gemeinnützigen Träger die zweckentsprechende Verwendung unserer Mittel nachweisen und ich bin dafür, dass die Wirkung der eingesetzten Mittel überprüfbar gemacht und transparent kommuniziert wird. Geeignete Messinstrumente hierfür gibt es – man kann sie auch in der sozialen Arbeit einsetzen. Aber mal im Ernst: Glaubt Ihr wirklich, dass diese vollkommen irre Sammlung von Daten, Zahlen, Prozentpunkten, Quoten und qm-Angaben in irgendeiner Weise geeignet ist, die Qualität und die Wirkung sozialer Angebote zu messen und zu bewerten? Und „by the way“: Wieviele Menschen sind eigentlich damit beschäftigt, diese schier unglaubliche Datenmenge zu ordnen, zu dokumentieren, auszuwerten und für politische Entscheidungsprozesse aufzubereiten? Hat jemand mal ausgerechnet was dieser Irrsinn kostet? Berlinweit? Bundesweit?
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