Ruhe im Kopf

Wie gehst du mit akuten „Bedrohungen“ um? Damit meine ich nicht, die globalen Bedrohungen, von denen wir alle betroffen sind (Pandemien, Kriege, Klimakrise …..), sondern, die „kleinen“ Alltagsbedrohungen, die häufig unerwartet in unser Leben eindringen: schlechte Nachrichten, Plänänderungen, die dich hart treffen, Forderungen oder ungerechtfertigte Beschuldigungen, mit denen du konfrontiert bist und zu denen du dich verhalten musst. Privat und beruflich hatte ich einige Gelegenheiten meinen Umgang damit zu üben.

Für mich hat sich ein Vorgehen in drei Schritten bewährt: Faktencheck, Raum wechseln, in Beziehung gehen. Was hat es damit auf sich?

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im Interview: Thomas Michl: Agil die (Verwaltungs-)krise meistern….

Letzte Woche habe ich mich über das Versagen der öffentlichen Verwaltung in Zeiten der Corona-Krise ausgelassen und viel Zustimmung bekommen. Viele Menschen an vielen Orten in der Republik machen offensichtlich ganz ähnliche Erfahrungen. Und natürlich taucht die Frage auf:  Wie könnte man es besser machen? Und meine These lautet(e): Den neuen Herausforderungen kann die Verwaltung nur gerecht werden, wenn sie ihre  alten, traditionellen Arbeitsweisen und -strukturen über Bord schmeisst und zu agilen Arbeits- und Organisationsformen kommt. 

Aber geht das mit Verwaltung? In Deutschland? Und wie würde agiles Verwaltungshandeln aussehen?

Darüber habe ich mich mit Thomas Michl vom Forum Agile Verwaltung unterhalten. Seine Sichtweisen und Vorschläge sind spannend – ich bin gespannt, was Ihr dazu sagt und freu mich auf Eure Kommentare!

Thomas Michl

Zur Person: Dipl.-Verwaltungswissenschaftler und MBA. Berufliche Stationen unter anderem in der Energiewirtschaft, Strategieberatung und im öffentlichen Dienst. Über 9 Jahre in einer Kommunalverwaltung im Bereich Kultur und Bürgerschaftliches Engagement tätig, eher der Wechsel in die Beratung erfolgte. Seit Juni 2018 als Management Consultant mit Schwerpunkt Agilität und Organisation (Agile Coach, Scrum Master) tätig. Schreibt über Organisation auf Toms Gedankenblog.Gründungsmitglied und Mitglied des Vorstandes des Forums Agile Verwaltung e. V.

 

Mampel: Du engagierst Dich im „Forum Agile Verwaltung“. Wer genau steckt dahinter und was will dieses Forum? 

Thomas Michl: Das Forum wurde am 11. Februar 2016 in Karlsruhe aus der Taufe gehoben von sechs Verwaltungspraktikern aus der Verwaltung (Kommunale, kantonale und Bundesverwaltung) sowie aus verwaltungsorientierten Dienstleistungsunternehmen aus Deutschland und der Schweiz gegründet. Zwischenzeitlich hat der Trägerverein knapp 100 Mitglieder und einem Organisationsteam zwischen 10 und 15 Aktiven, die ehrenamtlich das ganze „Portfolio“ aus Blog, zwei Konferenzen, einem Wiki für agiles Verwaltungswissen, regelmäßigen Lean Coffees und vielem mehr organisieren.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Verwaltung für die Kultur der Agilität zu öffnen – und umgekehrt. Dazu wollen wir ein Netzwerk von Praktikern zur praktischen gegenseitigen Unterstützung werden; also ein Internet-Forum, in das man Fragen hineinrufen kann und Antworten erhält. Und ein Forum im klassischen Sinne, ein Marktplatz der Begegnungen, auf dem man sich auch physisch trifft und Erfahrungen und Standpunkte tauscht. Was uns alle seit damals verbindet, ist die Überzeugung, dass die Verwaltung – wenn es um Stabilität geht, sehr gut aufgestellt ist – aber mit ihren Strukturen sehr schnell versagt, wenn es um komplexe Themen geht. Insbesondere dann, wenn sich die Dinge auch noch sehr schnell ändern. Wir haben es damals bei unserer Gründung live und in Farbe mit der sogenannten Flüchtlingskrise erlebt, die in Wirklichkeit nichts anderes war, wie eine Verwaltungskrise und erleben es jetzt, nach einem Jahr mit COVID19 wieder.

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arbeiten im Corona-Modus, 4. Woche: raus aus dem Krisenmodus und Blick nach vorn

© Antonio Gravante – Fotolia.com

Irgendwie sind wir in der Krise angekommen. Wir arbeiten seit vier Wochen im Krisenmodus – und wir gewöhnen uns allmählich daran. Schlau ist beides nicht. Aber:  Können wir in einer solchen Krise überhaupt anders?

Seit Mitte März arbeite ich nur noch im Krisenmodus. Und meinen Kolleg*innen im Leitungsteam des Stadtteilzentrum Steglitz geht es nicht viel anders. Die Gestaltung des Arbeitstages hat sich radikal verändert – darüber habe ich hier schon hinlänglich berichtet. Bei mir sieht es aktuell so aus, dass ich vieles von dem, was ich vor Corona praktiziert habe um meine Aufgaben und Projekte gut und zielführend zu organisieren und voranzubringen bzw. zu erledigen komplett über den Haufen geschmissen habe. Mein Mail-Experiment ist seit Corona beendet: Ich habe alle Mitteilungen auf Rechner, iPad und Smartphone wieder aktiviert – checke permanent Mails und sonstige Nachrichtenkanäle – immer bemüht auf Infos, Anfragen, neue Anforderungen schnellstmöglich reagieren zu können. Mein Fokus liegt nur noch auf der Organisation neuer und aktuter Corona-bedingter Aufgaben und Problemlösungen. Ich bin permanent „alarmiert“, permanent im Krisenmodus.

Raus aus dem „Corona-Hamsterrad“

In den Tagen vor Ostern hatte ich das erste Mal die leise Ahnung, dass das a.) nicht schlau und b.) gar nicht mehr nötig ist. In unseren Einrichtungen ist mittlerweile eine merkwürdige „Normalität“ eingekehrt. Die Kolleg*innen entwickeln digitale Formate, organisieren die Notbetreuungen, bereiten sich auf Veränderungen und neue Entwicklungen vor, die absehbar sind (Wochenend- und Nachtöffnungen der Kitas, Erweiterung des Kreises der anspruchsberechtigten „systemrelevanten“ Eltern, Lockerung der aktuellen Beschränkungen). All das passiert „nebenbei“, fast geräuschlos. Kein Grund eigentlich für „Krisenmodus“.

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