Widersprüche beim bloggen……!?!

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Ich würde gern bessere Blogbeiträge schreiben. Ich würde gern mehr über reale Probleme in meiner Rolle als Geschäftsführer  schreiben, offener über Konflikte in der Zusammenarbeit mit Institutionen und Verwaltungen berichten, authentisch  die widersprüchliche Wahrnehmung der Dinge, die uns umgeben dokumentieren und mal so richtig über Leute meckern, die mir / uns das Leben schwer machen. Und über die Probleme, die mich jeden Tag beschäftigen. Meine „Schere im Kopf“ verhindert das.

Zu oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass dieser Blog auch von Menschen gelesen wird, die es mit mir und / oder dem Stadtteilzentrum alles andere als gut meinen und die nach jeder Gelegenheit suchen, mir / uns mal so richtig einen mitzugeben. Ich denke da u.a. an Anfragen der AFD im Abgeordnetenhaus von Berlin, in denen aus einem ganz alten (privaten) Blogbeitrag aus meinem GF-Tagebuch aus dem Jahre 2012 zitiert wird, um mir und dem Stadtteilzentrum irgendwelche „Verfehlungen“ nachzuweisen. Und die AFD in Steglitz-Zehlendorf zitierte auch gern mal aus meinem Blog und wollte beispielsweise in einer BVV-Anfrage wissen, was das Bezirksamt bzw. die Bezirksbürgermeisterin davon hält, was ich da so für Positionen vertrete. Kannste dir nicht ausdenken….

Auch von Kolleg*innen aus den Verwaltungen mit denen wir zusammenarbeiten habe ich das eine oder andere Mal eine beleidigte Rückmeldung bekommen, weil ich mich in meinem Blog über meine Sicht auf bestimmte Vorgänge und Entwicklungen ausgelassen habe. Und ganz schwierig wird es immer dann, wenn ich über organisationsinterne Themen und Diskussionen berichten will und mich selbst immer bremse, weil ich natürlich auch keine Interna veröffentlichen will, die dazu führen, dass sich beteiligte Kolleg*innen womöglich „vorgeführt“ fühlen. Aber die Sachverhalte dann soweit zu anonymisieren, dass sich niemand mehr wieder erkennt geht halt auch nicht – denn dann ist es eben kein authentischer Bericht mehr.  Mein eigener Anspruch, in meinem  GF-Tagebuch Transparenz und Authentizität herzustellen – als Voraussetzung für eine offene und bereichernde Diskussion mit den „wohlgesonnenen Leser*innen – scheitert an meiner eigenen Widersprüchlichkeit in dieser Frage. In der Folge sind meine Beiträge dann oft recht schwammig, sehr allgemein, oberflächlich und weichgespült. Also genau so, wie ich sie eigentlich überhaupt nicht haben will……

Wie geht Ihr (die Frage richtet sich an andere Blogger*innen) mit dieser Widersprüchlichkeit um? Habt Ihr Tipps für mich? Wie kommt man aus diesem Dilemma raus? Wie schafft man Transparenz ohne sich permanent angreifbar zu machen? (Wobei es für mich grundsätzlich OK ist, angreifbar zu sein – aber eben nicht von solchen Leuten und für solch üble Zwecke wie oben beschrieben……..)

An einem offenen Erfahrungsaustausch wäre ich sehr interessiert 🙂

8 Gedanken zu “Widersprüche beim bloggen……!?!

  1. Hallo Thomas, ich habe da auch so meine unerfreulichen Erfahrungen sammeln dürfen. Gerne erzähle ich Dir einer kleinen Runde von meinen Erlebnissen. Ich bin in der Folge etwas vorsichtiger geworden. Nicht jedem schmeckt der Mut zur Offenheit und Transparenz. Und doch glaube ich fest daran, dass es der zielführendere Weg ist.

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  2. Hallo Thomas, ich kann Dir sicher keinen Rat geben, da ja Du der Alte Hase bist, was Bloggen angeht. Ich habe mir am Anfang überlegt, warum ich bloggen will. Eine Idee war und ist, meine Gedanken mit ein paar Menschen zu teilen, etwas sichtbarer zu werden und sich gegenseitig zu bereichern. Hinter Deinem Geschäftsführer-Tagebuch stand und steht, wenn ich das richtig sehe, die konkrete Idee, von Deinem Leben als Geschäftsführer zu erzählen. Das finde ich auch total spannend. Aber ich kann verstehen, welchen Balance-Akt Du da immer wieder vollziehen musst. Du kannst nichts von bestimmten Mitarbeitenden und Teams berichten, nicht von Schwierigkeiten mit Behörden, nichts von Kooperationen, da Du von all denen irgendwie abhängig bist. Ich überlege manchmal, was unsere Entgeltzahler zu meinen Beiträgen sagen würden. 🙂 Und Menschen, die mich nicht so gut leiden können. Jedenfalls werde ich was unsere Organisation angeht, in den wenigsten Fällen sehr konkret, außer dass ich vielleicht von meinen Führungs-Fehlern berichte. Man könnte höchstens meinen, ich wäre nicht ausgelastet und wäre ein bisschen komisch. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sehr Dich die negativen Erfahrungen getroffen haben. Ich kann nur sagen, dass ich von Deiner Offenheit angetan bin und dass mich Deine Gedanken, Ideen und Haltungen und Eure Entwicklungen in der Organisation (wenn sie auch im Allgemeinen bleiben) sehr interessieren. Und ich glaube, manchmal gibt es Zeiten, wo wir es genießen, uns im Netz ein wenig zu öffnen. Und manchmal können wir uns getrost anderen Dingen, z.B. dem direkten Austausch, widmen und so reicher werden. So lang sollte der Text gar nicht werden. Ich hoffe, Du kannst etwas damit anfangen. Schöne Grüße von Duisburg nach Berlin. Christian

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  3. Moin Thomas,

    ich habe leider keinen Tipp für Dich, kann aber Deine Gedanken nachvollziehen: ist auch einer der Gründe, warum ich so gut wie nichts auf meinem (sehr spärlichen) Blog veröffentliche und auch mittlerweile auf FB sehr genau darüber nachdenke, wer meine Beiträge dort sehen kann.

    Beste Grüße
    Dirk

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  4. Hallo Thomas,

    den Konflikt kenne ich sehr gut. Inzwischen habe ich da eine recht einfache, wenn auch nicht immer leicht umsetzbare, Regel für mich: In meinem Blog schreibe ich nur, was der Sache dient und problemlos öffentlich sein kann und darf.

    Die potenziell problematischen oder zu eindeutigen Dinge schreibe in unser – meint sozial-pr – Intranet, um dort Feedback von meinem Team zu bekommen. Also eine Trennung zwischen öffentlich lautem Denken und internem lauten Denken.

    Vielleicht auch eine Option für euer Stadtteilzentrum und dich?

    Viele Grüße,
    Christian

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    • Hallo Christian…… intern bloggen mein GF-Kollege und ich auch wöchentlich…. das ist ganz sicher ein richtiger Ansatz…. zu vielen Themen, zu denen ich mich äussern will, interessiert mich aber eben auch der Blick und die Meinung von Aussenstehenden, die ja oft nochmal ganz andere Perspektiven einbringen können……

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